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Kategorie: Gedankografie

How to RSS in 2023

Es ist mittlerweile ein allgemeines Bedürfnis und Standard, Nachrichten und Content auf digitalen Endgeräten wie Laptop, Handy und Tablet zu konsumieren. War es in früheren Zeiten recht einfach bei analogen Medien den Überblick zu behalten, ist es heutzutage ein zwingendes Bedürfnis Inhalte und den Lesestand über verschiedene Endgeräte hinweg zu synchronisieren.

Vom Bedürfnis zur Kanalisierung

In analogeren Zeiten konnte man sich noch auf die ritualisierte Organisation von „physical things around you“, wie beispielsweise Ablagefächer auf dem guten, alten Schreibtisch verlassen. Heute ist das Ganze wesentlich komplexer. Das liegt an der schieren Informationsflut wie auch an der „Vielwegigkeit“ (Multivialität) des Zugangs zu Information. Überkomplexität der heutigen Welt fordert uns heraus und kostet uns Energie. Die moderne Welt hält dafür bereits Lösungen parat. App-Angebote wie „feedly“ oder „pocket“ servieren am mobilen Endgerät ein stimmiges Ergebnis in Form eines einfach zu konsumierenden Feeds. Es mag schon fast banal klingen, dennoch: Solche Angebote leisten etwas in der heutigen, sehr komplexen Zeit mitunter sehr Unterschätztes: Sie leisten Kanalisierung. Das Subjekt findet darin eine Entlastung. Auf diese Weise muss es nicht mehr stetig filtern und sortieren, um informiert zu sein. Es reicht ein Klick oder eine Anmeldung beim dafür zuständigen Web-Dienst und schon ist man “up to date”… – Und Menschen lieben solch einfache Lösungen.

Entlastung und ihr Preis

Mit der Annahme solch bequemer m Angebote gibt man im selben Atemzug häufig die Hoheit über die eigenen Daten ab. Wir vergessen nur allzu leicht, dass zu einer bequemen Synchronisierung unserer Daten oder auch Feed ein “verbindendes Drittes” gehört. Dieses verbindende Dritte ist in aller Regel ein Server, auf dem diese Daten gespeichert werden können. Was genau mit diesen Daten dort dann passiert, liegt meistens außerhalb unserer genauen Kontrolle. Auch wenn AGBs und Vetragsklauseln etwas anderes versprechen: Selten ist eine Kontrolle im Sinne einer Werksbegehung möglich, noch ist das vorgesehen. -Die Versuchung seitens der zumeist gewinnorientierten Unternehmen ist jedenfalls groß. Mit Nutzerdaten und Nutzerprofilen lässt sich zusätzliches Geld verdienen, das einen zusätzlichen Gewinn bedeutet. Was könnte einfacher zu einer Profilbildung eines Users beitragen als seine/ihre News-Vorlieben? -Anders sähe die Sachlage aus, wären solche Angebote gemeinnützig organisiert, bspw. in Vereinen oder GGmbHs. Aber das ist trotz einer blühenden Vereinskultur in der BRD immer noch kein Breitenthema…

Socialmedia als Heilsbringer

Die Alternative schien eine zeitlang die Herstellung eines persönlichen News-Feeds via „like“ oder auch „hashtag“ zu sein. „Social Media“ war das Schlachtwort dieser Ära. Facebook und Twitter hießen ihre Helden. Frei und sofort mit den Liebsten vernetzt sollte sich ein Ort schaffen lassen, der zumindest das Bedürfnis nach Information mit dem freundschaftlichen „Teilen“ zu einem gemeinsamen Erlebnis machen sollte. Was daraus wurde, lässt sich derzeit an der Debatte um Twitter und dem Kauf durch Elon Musk nachvollziehen: Monetarisierung und die Frage nach der Verantwortung der Kontrolle über den globalen Informationsfluss stehen sich auf der Weltbühne des Kapitals gegenüber. Es ist ein Showdown und es muss sich noch erweisen, ob Musk dem Heilsbringer Socialmedia in Gestalt von Twitter Flügel verleiht oder eben stutzt. Twitter sträubte sich lange Zeit gegen die Algorithmisierung des Contents bzw. Feeds. Die Feeds waren lange Zeit streng chronologisch, man konnte sich den Content via Hahttags gut und punktgenau auf die eigenen Bedürfnisse zuschneiden.

Algorithmen sind blind für Ethik

Twitter war eine zeitlang dasjenige Socialmedium, das der Pefektion einer möglichst demokratischen und guter Version eines Socialmediums am nächsten kam. Das war aber einmal: Dann kam der Algorithmus. -Ein Wort, das sich mindestens so alt anfühlt wie “Datenautobahn”, aber dennoch allgegenwärtig und genau so hochaktuell ist wie vertraut und altbacken. Algorithmen prägen ganz selbstverständlich unseren Alltag mit und kennen uns gut. Sie bestimmen auf den meisten Social-media-Plattformen den Content und beeinflussen eine freiheitliche und kritische Auseinandersetzung mit Content nach sehr fragwürdigen Kriterien. Eine gute Illustration zum Thema bietet Ben Smith in “How Tiktok reads out minds” in der NewYorkTimes. Das Problematische darin: Algorithmen sind blind für Ethik. Es geht ihnen um User-Verweildauer und nicht um einen gesunden Medienkonsum. Desto länger der User auf dem Medienangebot verbleibt, umso mehr Geld kann verdient werden. Zumindest ist dies derzeit so.

RSS -Wozu ist das gut?!

Bis hierhin ist es schon ganz schön komplex und viel. Aber so ist nunmal die Sachlage. Rekapitulieren wir einmal: Was haben wir schon bis dato? -Die Welt ist nicht gerade von Einfachheit gekennzeichnet. Die Digitalisierung verschärft die Komplexität obendrein. Die Kanalisierung ist der Knackpunkt, sie entlastet das Subjekt. Leider sind Kanalisierungen zumeist an Online-Dienste geknüpft, die als gewinnorientierte Unternehmen nicht immer das Gute für den Einzelnen wollen. An dieser Stelle greift RSS als Ermächtigung des einzelnen Menschen. Das ist an dieser Stelle keine Phrase sondern etwas vollkommen Klares. Leider muss diese Klarheit in dem ganzen Informations- und Technikwust erstmal als solche erkannt werden. Und wie immer helfen dabei Begriffe. Was im Deutschen Sprachgebrauch ganz lapidar und ziemlich technisch “RSS-Feed” genannt wird, nennt sich im Englischen bezeichnenderweise „Aggregator“: das bedeutet soviel wie Zusammensteller. -Und das ist genau der Ansatzpunkt. Unter RSS versteht sich das einfache und vor allem freie Zusammenstellen und Folgen von stets aktuell gehaltenen Inhalten auf Webseiten, Blogs, Newsseiten in einem zentralen und scrollbarem Feed. Am einfachsten beschreibt man RSS als ein datensparsames und vor allen Dingen selbstbestimmtes Abo von Webinhalten. Nur, dass diese Art von Abo eben selbstbestimmt, kostenlos und gemeinfrei ist.

RSS-Feed: datensparsames Abo von Webinhalten

Dabei kennt man die Form, in der so ein “RSS-Feed” daher kommt zu genüge von Socialmedia: RSS präsentiert sich als Feed. Im Gegensatz aber zu Socialmedia ruft RSS lediglich die Änderungen der abonnierten Quellen (also Webseiten etc.) auf. Man wird also nur benachrichtigt, wenn sich etwas Neues auf den abnonnierten Quellen getan hat. Nicht-abonnierte Information wird nicht angezeigt. Dabei geschieht das Ganze erstmal ohne Tracking oder Werbung. Bereitgestellt werden im RSS-Feed zumeist Titel und Thema des Beitrags, sowie eine kleine Zusammenfassung (Teaser), Verfasser und häufig auch ein Beitragsbild.

Konsumiert wird der “RSS-Feed” mittels eines Clients, also entweder durch eine App auf dem Handy oder einem Programm auf dem Computer.

FreshRSS mit abonniertem Feed via Browser

Diese Programme und Apps heißen dann “Feedreader” oder eben “RSS-Client”. Wenn man das Ganze nur auf einem einzigen Endgerät konsumieren möchte, dann bietet sich die lokale Ausführung von RSS-Clients an. Das bedeutet, dass das Endgerät unter Einsatz der eigenen Rechenleistung Verbindung zu den abonnierten Webinhalten aufnimmt, sie abruft und als Feed lokal in der App bereitstellt. Beispiele für RSS-Feeds hier etwa die App “Simple Feed” oder “Netnewswire” für iOS oder die Crossplattform-Lösung “RSSOwl” für MacOS, Windows sowie Linux. Will man aber seinen Feed auf mehreren Endgeräten selbstbestimmt synchronisieren und legt nebenbei noch Wert auf die Hoheit über die eigenen Daten, dann kommt man eben nicht darum herum, selbst einen Webdienst oder Server zu installieren. Das hört sich erstmal massiv kopliziert an. Aber keine Angst! Das ganze ist viel einfacher als man denkt. Heutzutage gibt es Möglichkeiten, auch so komplexe Dinge wie Server sozusagen schlüsselfertig für den Heimgebrauch relativ einfach und weitestgehend automatisiert einzurichten.

Bosslevel eigener RSS-Webdienst: FreshRSS selbst hosten

Der Königsweg einer universellen Zugänglichkeit ist immer der Browser. Jedes noch so altersschwache Gerät kann in aller Regel wenigstens einen Browser starten.

Yunohost Startpanel für Nutzer mit Auswahl verschiedener Webdienste

Von daher sind Webdienste auch etwas, das einen ziemlich sicheren Zugangsweg darstellt. Will man sich selbst einen Webdienst aufsetzen, kann ich nur den Weg via YUNOHOST empfehlen. Bei Yunohost handelt es sich nach eigener Aussage um ein Serverbetriebsystem, das einfaches Selbsthosting verschiedenster Webdienste auf einen Klick ermöglicht. Im Ergebnis stellt sich der Zugang zu den installierten Diensten für den Enduser im Browser als einfaches Panel mit Startkacheln dar, die es ermöglichen den betreffenden Dienst einfach mit nur einem Klick zu starten. Yunohost ist gemeinfrei und basiert auf GNU/Linux Debian. Mir war mit ein wenig Suchmaschinensucherei möglich, das Ganze in knapp zwei Stunden lauffertig zu machen. Eine Installationsanleitung findet man hier. Um das Ganze überhaupt installieren zu können braucht es mindestens einen sog. VPS (Abkürzung für: Virtual Private Server) auf dem Debian 11 installiert ist. Debian 11 ist zwingende Voraussetzung. Wenn der Hoster das nicht anbietet, dann sollte man sich einen anderen Hoster suchen. Das Netz ist voll von Angeboten. -Ich persönlich bin derzeit bei Serverstation54.de gelandet. Hat man erst einen VPS mit Debian installiert, loggt man sich per SSH-Befehl via Terminal ein und kann mit einem Befehl die Installation starten. Belohnt wird man mit einer Web-Schnittstelle mit einer einfachen und übersichtlichen Oberfläche

Verwaltungsschnittstelle Yunohost

samt Userverwaltung, auf der man nach Lust und Laune Webapps installieren kann. Mit der Userverwaltung ist es ohne Probleme möglich, bspw. die gesamte Familie an den Diensten des eigenen Servers teilhaben zu lassen. Zu diesen Diensten gehören bspw. Email, Cloudlösungen, Bucharchive, Kollaborationstools wie Whiteboards etc. -Wir kümmern uns heute aber an dieser Stelle um RSS.

Yunohost App installieren

Zu den angebotenen Webapps zum Thema RSS gehören bei Yunohost derzeit unter anderem drei RSS-Web-Clients: TinyRSS, FreshRSS und Leed. Meine Wahl fiel auf FreshRSS. Ausschlaggebend war für mich das Design und die Möglichkeit Fresh-RSS leicht mit einer mobilen App (via API) zu verbinden. Die anderen Clients funktionieren auch. Ich habe alle einmal getestet, die Entscheidung für eine der Webapps bleibt dem eigenen Geschmack überlassen. Man kann Sie in Yunohost über die zentrale Verwaltung einfach per Klick installieren und bei Bedarf genau so einfach deinstallieren. Hilfreich in diesem Kontext ist, dass Yunohost eine interne Bewertung der Webapps gibt. Webapps mit Stern laufen in aller Regel ohne Probleme.

Einrichtung Client und RSS-Feeds finden

Ist Fresh-RSS erst einmal eingerichtet und gibt man die richtige URL ein, findet man sich auf einer Weboberfläche, die mit RSS-Feed-Adressen befüttert werden möchte, damit man seinen eigenen Feed zusammenstellen kann. Bis dahin sieht das Alles erstmal ziemlich leer aus. Die harte Währung der RSS-Feeds sind hierbei die RSS-Feed-URLs: Am einfachsten nutzt man für die Suche eine simple Suchmaschine. Sucht man etwa beispielsweise “Spiegel”, “Feed”, “RSS” und “Url” kommt man zu einer Liste, die nach Themengebiet fein sortiert mehrere URLs anbietet. Je nach Geschmack kann eine entsprechende RSS-URL kopiert werden und in Fresh-RSS über die Abonnement-Verwaltung eingepflegt werden. Besonderes Schmankerl: Via API-Anbindung lässt sich der auf diese Weise zusammengestellte Newsfeed auch via App am Handy nutzen. Eine Empfehlung ist an dieser Stelle die iOS-App “NetnewsWire“. Sie ist kostenlos, opensource und funktioniert mit Fresh-RSS tadellos. Auch die lokale Nutzung ist mit der App möglich.

Viel Erfolg beim RSSen!

Quellen

RSS Feeds lesen und Synchronisieren https://curius.de/2019/04/cloud-in-eigenregie-viii-rss-feeds-lesen-und-synchronisieren/

RSS einfach erklärt (yotube-Kanal “U.Labs”): https://youtu.be/wdZ_96-yR6I

Kanal: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/10111_Medienkompetenz_ba.pdf

Medienkompetenz: https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/10111_Medienkompetenz_ba.pdf

Socialmedia und Algorhitmen: https://www.nytimes.com/2021/12/05/business/media/tiktok-algorithm.html

Feedreader: https://de.wikipedia.org/wiki/Feedreader

Yunohost: https://yunohost.org

RSS-Client lokal: https://netnewswire.com/

RSS-Client als Webapp: https://www.freshrss.org/

Digitale Souveränität. -Wir müssen reden.

Schon wieder so ein bundesamtlicher anbiedernder Hippster-Begriff im Gusto Ich weiß nicht, was soll es bedeuten 5.0 oder geht es vielleicht doch um mehr? Ist Digitale Souveränität nicht wieder nur so ein globales Thema, das mich nicht berührt? Und wo zur Hölle bleib’ eigentlich Ich? Als Privatperson? -Immerhin ist dies ja ein Blog. Das darf und soll persönlich werden! Schauen wir also mal, wie uns die Souveränität auf den Leib rückt.

Kleinstcomputer: Raspberry pi. Der eigene kleine Homeserver ist wirklich nur ein paar Klicks entfernt.

Die Phrase “Digitale Souveränität” taucht in den Medien hier und da immer mal wieder auf. Es klingt ein wenig wie ein ferner, aufklärerischer Hilferuf…nach Kant, Selbstbestimmung und Mündigkeit der einzelnen Person. – Doch durchforstet man die News hierzu, liest sich der Info-Reigen wie eine einzige Forderung wirtschaftlicher Gremien und Konglomerate. Aus deren Perspektiven geht es um ihre jeweilig ökonomische Agenda. Besorgt um ihre digitale Datensicherheit verweisen sie darauf, dass der Großteil ihrer Datenverarbeitungsstruktur outgesourced ist und somit nicht mehr in ihrer Hand: deutsche Unternehmen fürchten um ihre digitale Souveränität (Tagesspiegel). Google und co., die für die digitale Dominanz eines ganzes Wirtschaftszweiges stehen, hätten auf diese Weise die gesamte Volkswirtschaft als Geisel genommen. Global operierende IT-Unternehmen seien dabei viel dynamischer, agiler und potenter als die kleinen EU-Staaten und ihre jeweiligen Volkswirtschaften. Der Ball geht somit in die Spielecke der Politik.

Sie soll es richten. Die Rahmenbedingungen und Spielregeln ändern. Die Wirtschaft habe weder Ressourcen noch Willen, um ihr Bedürfnis nach Datensicherheit selbst in die Hand zu nehmen. So kritisieren EU-RegierungschefInnen digitale Defizite und fordern eine Stärkung der digitalen Souveränität. Europas Abhängigkeit und Schwächen in punkto Digitalität träten in der mediatisierten Welt immer deutlicher zutage. Handlungsbedarf bestünde in künstlicher Intelligenz, dem Vorantreiben eigener Cloudlösungen und generell der Stärkung des digitalen Binnenmarktes; en gros bestünde der Handlungsbedarf in der Sicherung und selbstständigen Verwaltung kritischer Infrastrukturen. Souveränität wird in diesem Sinne als Verletzung der grundsätzlichen Unabhängigkeit von Staaten nach außen hin als auch der Selbstbestimmung in Fragen der eigenen Selbstgestaltung spürbar. Der Staat ist nicht mehr Herr im eigenen Haus, er ist strukturell unterwandert.

Persönliche Souveränität. Gibt es das?

Souveränität ist auf Augenhöhe zur Macht und duldet keine anderen Ansprüche ohne existentielle Konfrontation”

C. Surrey

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